Einen Sinn im Leben finden – auch wenn’s manchmal schwer ist

Workshop für START-Stipendiat*innen nach Viktor Frankl mit Semih und Stephanie

„Ich bin gekommen, um den Sinn von morgen zu finden“, meinte Görkem zu Beginn der Veranstaltung, „und frage mich: Wann ist etwas ein Sinn und wann nur eine Aufgabe?“ Rafudia ergänzte: „Ich wollte überhaupt wissen, wie der Sinn überhaupt funktioniert.“

Der Zusammenhang von Körper und Psyche – das Psychophysikum Die Gruppe erforschte zuerst, wie eng Körper und Psyche zusammenhängen. Erinnerungen und Verhaltensweisen sind Teil der Psyche, während Hormone, Empfindungen und Neurotransmitter körperlich wirken – doch sie beeinflussen einander ständig. Negative Gedanken, besonders wenn sie sich wiederholen, schwächen uns psychisch und körperlich. Deshalb ist es wichtig, bewusst mit ihnen umzugehen.

„Nur ein Satz Dankbarkeit am Morgen verändert den ganzen Tag.“ Sich zum Beispiel jeden Morgen zu sagen: „Gut, dass ich am Leben bin,“ erläutert Semih.

Sarina merkte an: „Aber man muss auch wirklich daran glauben.“ Rafudia fasste es anders: „Wörter haben Energie und deswegen ist es wichtig auf sie zu achten.“ „Dazu kommt, dass dasselbe Wort für jeden unterschiedlich emotional aufgeladen ist.“ ergänzt Semih.

Die Trotz-Macht des Geistes Neben Körper und Seele gibt es laut Frankl eine dritte Dimension: den Geist.
Dieser geistige Anteil kann sich – trotz schwieriger Umstände – entscheiden. Er kann sagen: „Nein, so will ich das nicht sehen.“ Diese Trotz-Macht des Geistes ist ein starkes menschliches Potenzial, besonders in Krisen.

Der heile Anteil Jeder Mensch trägt auch einen heilen, gesunden Anteil in sich. In Krisen übersehen wir ihn leicht – aber er ist immer da.
Stephanie brachte dazu ein starkes Bild: „Eine Wunde heilt vom gesunden Gewebe aus.“ Ein Hinweis darauf, dass wir in schwierigen Zeiten auch nach innen schauen dürfen: Wo bin ich heil? Wo bin ich stark?

Eine chinesische Geschichte vom Bauern und seinem Pferd („Wer weiß, wofür es gut ist…“) zeigte, dass Sinn oft erst im Rückblick erkennbar wird.

Der Möglichkeitsraum Auch wenn Beschäftigungen, die wir nicht lieben oder ausgesucht haben viel Zeit in unserem Leben einnehmen, haben wir immer noch Raum damit umzugehen und das zu erreichen, was uns wirklich am Herzen liegt.

„Was ist in mir unzerstörbar?“ Diese Frage stellte Semih und öffnete damit einen sehr persönlichen Austausch:
Wo habe ich Stärke? Wo zeigt sich mein Wille, selbst wenn gerade alles schwierig ist?

Werte, Ziele und das persönliche Warum Sinn ist oft eng verbunden mit dem, was uns wertvoll ist.
Sarina sagte dazu: „Weil der Sinn für mich ist, Ärztin zu werden, werde ich auch die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin ertragen.“
Wenn Ziele keinen Wert für uns haben, fehlt die Motivation – das bestätigte auch Rafudia: „Dann haben wir keine Lust, sie zu machen.“

Die Gruppe betrachtete außerdem die Frage, wie „Sinn“ in anderen Sprachen ausgedrückt wird. Viele Sprachen haben kein direktes Wort dafür. Im Japanischen kommt das Konzept Ikigai (生きがい) dem sehr nahe – die Schnittmenge aus:
• dem, was du liebst
• dem, was du gut kannst
• dem, was die Welt braucht
• dem, wofür du bezahlt werden kannst

Der Workshop zeigte eindrucksvoll, wie viel Sinn in vielen kleinen Momenten liegt:
in Dankbarkeit, in Entscheidungen, in Werten, im Lernen, im Trotz, im Heilen und im Austausch miteinander.

Sinn entsteht dort, wo wir handeln – auch wenn es manchmal schwer ist.
Und er entsteht dort, wo wir uns miteinander verbinden.

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